Geschichte des Narrhalla-Marschs
(Entnommen einer Pressemeldung der Stadt Mainz vom 14.5.2021)
Dass die Melodien des Mainzer Narrhalla-Marschs ursprünglich aus der Oper „Le Brasseur de Preston“ (Der Brauer von Preston) von Adolphe Adam (1803–1856) stammen, ist seit langem bekannt. Nun hat die Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz ein ganz besonderes Exemplar einer Partitur dieser Oper aus ihrem Bestand digitalisiert: eine Handschrift, die der aus Mainz stammende Schauspieler, Theaterregisseur und Schriftsteller Rudolf Frank (1886-1979) „der Stadt Mainz zu ihrer Zweitausendjahrfeier anno 1962“ geschenkt hat.
Entstanden ist diese Handschrift, die eine deutschsprachige Fassung der Oper enthält, jedoch schon viel früher, etwa um 1840. Sie wurde später mit einem prächtigen Einband versehen und trägt - neben der Widmung von Rudolf Frank - noch dessen handschriftlichen Hinweis „Die Wiege des Mainzer Narrhalla-Marschs“.
Die Oper „Le Brasseur de Preston“ aus dem Jahre 1838 wurde in Mainz zum ersten Mal am 12. Januar 1840 im damaligen Stadttheater gegeben. Es ist gut möglich, dass Carl Zulehner jr. (1805–1847) dieser Aufführung beiwohnte. Er jedenfalls war es wohl, der sich einiger Takte aus dieser Oper bediente - genauer: dreier Melodien aus dem 2. und 3. Akt - und daraus zur Fastnachtssaison 1840 den heute berühmten Narrhalla-Marsch schuf. Damals wurde das Stück noch mit dem Titel Alter Mainzer Jocus-Marsch veröffentlicht – arrangiert von einem gewissen Aerebramarbasiaconis, der mit großer Wahrscheinlichkeit identisch mit Carl Zulehner jr. ist.
Die seinerzeit mit großem Erfolg uraufgeführte und innerhalb kürzester Zeit auf zahlreichen europäischen Bühnen gespielte Oper „Le Brasseur de Preston“ ist heute nahezu unbekannt. Es gibt keine einzige Einspielung; in den einschlägigen Nachschlagewerken wird sie, wenn überhaupt, nur wegen des Narrhalla-Marschs sowie einer weiteren, bereits seit 1839 als Armeemarsch 116 der Preußischen Armeemarsch-Sammlung populär gewordenen Bearbeitung einzelner Ausschnitte, erwähnt. Vielleicht ist die nun digitalisiert vorliegende Partitur eine Anregung, sie wieder zu entdecken.
Die (digitalisierte) Handschrift steht kostenfrei auf dem rheinland-pfälzischen Digitalisierungsportal www.dilibri.de zur Verfügung. Der direkte Link zur Handschrift lautet:
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0128-3-4845.
Die Nummern, aus denen Zulehner die Melodien für den Narrhalla-Marsch entnahm, sind Nr. 8 (2. Akt), Nr. 10 und Nr. 14 (3. Akt).
Abbildung: Adolphe Adam - Der Brauer von Preston. Handschriftliche Partitur, [ca. 1840], S. 408.
Den Narrhalla-Marsch können Sie sich als Klingelton in der Rubrik 'Download' herunterladen